Roter Turm/Haagsturm | © Daniela Ziermann

Roter Turm

55432 Oberwesel

So wie sich der Rote Turm heute präsentiert, ist er das Ergebnis des Umbaus (1864-1866) durch Carl Haag.

Das Atelier kann besichtigt werden.

 

Der Rote Turm bildet zum Rhein hin die Grenze zwischen der südlichen Vorstadt und Kirchhausen und verbindet somit zwei Bauphasen der Stadtbefestigung miteinander.
Am Roten Turm knickt die Stadtmauer im rechten Winkel nach Westen zur Bergseite hin ab. Rheinseitig in nördliche Richtung befindet sich in unmittelbarer Nähe der kleinere Rundturm, Turm und Haus Schönburg. In der Stadtarchitektur Oberwesels gilt der Rote Turm als Pendant zum Ochsenturm und verfolgt - auch wenn es sich hier ebenfalls um eine Eckbastion handelt - primär eine repräsentative Funktion. 
Dieser Rundturm soll auf die Macht und Bedeutung von Oberwesel verweisen. Einst hatte der verputzte Rundturm zwei Funktionen: zum einen sollte er, wie der Ochsenturm, ein repräsentatives Objekt bzw. Wahrzeichen der Stadt sein und zum anderen sollte er als Eckbastion die Stadt vor Angriffen schützen. Der Turm, die Pforte sowie die Stadtmauer bildeten eine fugenlose Verteidigungseinheit. Zu Verteidigungszwecken wurden zu allen Seiten Schießscharten und breite Schlitzfenster eingelassenen, die im Rahmen der Umbaumaßnahmen erweitert oder völlig umgestaltet wurden.

Der Rote Turm wurde 1864 für 150 Taler zusammen mit einem Teil der Stadtmauer an den aus Erlangen stammenden Hofmaler Carl Haag verkauft. Dieser baute den Roten Turm um, sodass neben Wohnräumen ein Atelier entstand, welches besichtigt werden kann. Vor dem Umbau malte Carl Haag die Turmruine sowie seine Vision von dem neuen Haags-Turm, sodass die bauliche Veränderung dokumentiert wurde.

So wie sich der Rote Turm heute präsentiert, ist er das Ergebnis des Umbaus (1864-1866) durch Carl Haag, sodass er heute nur noch als Haags-Turm bezeichnet wird. Bei dem Umbau war ein Malerkollege, der zugleich Professor an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg war, beteiligt. Vor allem die Überarbeitung der neugotischen Maßwerkfenster in den Obergeschossen sowie der neugotische Turmeingang tragen die Handschrift des Malerkollegen, Friedrich Carl Mayer. 
Der Rote Turm verfügt heute über ein Doppelportal, welches an der stadtzugewandten Seite einen neugotischen Stil aufweist. Das neugotische Doppelportal ist umrahmt von Rotsandstein. Außerdem lassen sich als weitere Besonderheit spitzbogige Oberlichter ausmachen. Auch im zweiten Geschoss setzt sich der neugotische Stil fort. So lässt sich hier ein großes rundbogiges Maßwerkfenster aus Rotsandstein ausmachen, welches ebenfalls zweigeteilt ist und seinen Abschluss in einem Schlussring findet. Außerdem wurde an dieser Stelle eine kassettengeteilte, geschlossene Brüstung eingesetzt. Über diesem Fenster lässt sich ein weiteres neugotisches Maßwerkfenster mit fast dem gleichen Aufbau ausmachen. Dieses Maßwerkfenster erstreckt sich über das dritte und vierte Geschoss und ist somit am größten. Abgesehen von der Größe des Fensters besteht der einzige Unterschied darin, dass sich unter dem Rundbogen eine Achtpassrosette befindet.

Außerdem erhöhte Carl Haag die Turmruine um ein weiteres Geschoss. Dieses Geschoss präsentiert sich in einer achteckigen Form und weist ein vorkragendes Kehlgesims als Abschluss auf. Darauf wurde als abschließendes Dach eine Nürnberger Haube, eine für das Rheinland eher untypische Dachform, aufgesetzt. Das Dach verfügt zudem über Dachgauben und eine Laterne. Es wird vermutet, dass für den Dachabschluss der Bergfried der Burg Nürnberg das Vorbild war. 

Die Stadtmauer zwischen dem Zehnerturm und dem Roten Turm wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts bei dem Bau der Eisbahn abgerissen. Allerdings sind Teile der Stadtmauer noch erhalten, da Carl Haag an den Turm angrenzende Teilstücke der Mauer kaufte. Von dem Wehrgang aus gelangte Carl Haag in die zweite Ebene des Turms. Einen neuen Zugang schaffte der zudem von der Liebfrauenstraße aus. An dieser Stelle stand einst ein hoher rechteckiger Turm, der dem Bau der Liebfrauenstraße zum Opfer fiel.

(Anne Gasper, Universität Koblenz-Landau, 2016)
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